Baumschule Freiberg

Baumschule Freiberg reagiert flexibel auf Nachfragetrends

„Dass man eine Baumschule auf der Messe mit Namen „Ländliches Bauen“ trifft, klingt erstmal ungewöhnlich. Doch wenn das Haus saniert und alles eingerichtet ist, geht es schließlich um Gartengestaltung oder Bepflanzung“, sagt Katharina Friebe. Die Geschäftsführerin der Baumschule Freiberg mit Sitz in Großschirma ergänzt: „Unser Angebot komplettiert den Hausbau. Es macht das eigene Heim zur Wohlfühloase. Dass unsere Fachkompetenz ankommt, merkten wir bei unserer Teilnahme an der Messe sofort, als uns eine junge Familie, die in Mittelsachsen Haus und Hof erwarb, um Rat bat, was beim Anpflanzen einer naturnahen Hecke, beim Erhalt des alten Obstbaumbestandes und beim Pflanzen von Klimabäumen zu beachten ist.“ Schon ist man mitten drin – beim Bauen auf dem Land. Der Häuslebauer oder Sanierer will Gutes für sich, seine Familie und sein Umfeld. Oft fehle es an Fachwissen, so die Unternehmerin: „Da kommen wir ins Spiel. Mit fundierter Fachberatung und geeignetem Pflanzmaterial aus der Region für die Region“.

Seit wenigen Jahren ist eine Tendenz zu beobachten: „Es wird mehr Wert auf den heimischen Garten gelegt. Die Hecke, das umgebende Grün müssen gepflegt sein, im besten Fall auch ernähren können. Immer mehr Menschen setzen auf eigenes Obst. Junge Familien, naturverbunden, bestenfalls ökologisch versiert, wollen gute Gartenpflege und sind dankbar fürs vermittelte Fachwissen unter der Devise: Richtig und schön machen.“ Es brauche mehr unkompliziertes Vermitteln von Knowhow. „Wir dürfen Interessierte nicht allein lassen“, betont die Unternehmerin. Die Angebote der Baumschule Freiberg nehmen neben Privatkunden auch Baufirmen, Gartenmärkte und Kommunen in Anspruch. Das Unternehmen stellt sich als Firmenverbund aus einem Produktionsbetrieb vornehmlich für Rosen- und Obstgehölze und einem Vertrieb, der Großhandel, Gartenmärkte und kooperierende Baumschulen beliefert, dar. Im Endverkauf stehen unterschiedliche Produkte wie Sträucher, Stauden und „alles, was grün macht“.

Die Baumschule hat eine lange Geschichte

Das Traditionsunternehmen startete 1935 als private Gärtnerei in Freiberg, wurde vorübergehend als genossenschaftliche Gärtnerei mit Baumschule geführt. 1990 entschieden Sabine Limbach und Konrad Weber das Unternehmen mit Doppelspitze fortzuführen. Acht Jahre später folgte die Umsiedlung auf das heutige Gelände der Baumschule nach Großschirma. Das frühere Vierseitgut bot optimale Bedingungen: durch Zukauf von Grundstücken sowie Neu- und Umbauten wurde das Areal auf rund 60 Hektar Pacht- und Eigentumsfläche erweitert. „Alles am Stück erreichbar. Das spart Arbeitswege und Zeit“, so Katharina Friebe zu den Lagevorteilen. Vieles konnte mit Unterstützung des Landkreises Mittelsachsen, der Förderung durch die LEADER Region Klosterbezirk Altzella oder auch der Sächsische Aufbaubank (SAB) gelöst werden. Die IHK Sachsen beriet zum Beispiel in Sachen Unternehmensnachfolge. Der Generationenwechsel ist im Unternehmen im vollen Gange. „Aber noch nicht komplett vollzogen“, erklärt Katharina Friebe, die seit 2018 unterstützend im Unternehmen tätig ist und seit 2021 die Position der Geschäftsführerin neben Ralf Weber als zweiten Geschäftsführer innehat. Bereits vor der Krise bestanden Überlegungen, wie die zukünftige Entwicklung der Baumschule aussehen könnte: „Die Investition in einen neuen, ganzjährig und witterungsunabhängigen, Verkaufsbereich stand zur Diskussion. Unsere Kunden und auch Mitarbeiter bestätigten uns in diesen Überlegungen und wir wagten die Investition in einen neuen Verkaufsbereich. So wurde die Verkaufsfläche um 8000 Quadratmeter vergrößert. Wir öffneten am 1. März 2020 und durften glücklicherweise offen bleiben – als Waren des täglichen Bedarfs.“

„Genau genommen erlebten die Gartencenter einen kleinen Aufschwung“, resümiert Katharina Friebe, „Die Nachfrage bei Obstgehölzen in verschiedenen Stammhöhen, vor allem die Klassiker Apfel, Birne, Kirsche, sei enorm gewesen und hält weiterhin an. Die Produktion eines jungen Obstbaumes dauert zirka vier Jahre. „Ich will doch selbst noch was ernten“, lautet vielfach ein Kundenwunsch. Doch dafür braucht es stärkeres Obst und das bedeutet ältere Bäume; bedeutet umfangreicherer Platzbedarf, größerer Wurzelballen. Der Abverkauf geht nach wie vor gut. Aufgrund guter Nachfrage werden aktuell vermehrt Obstbäume im stärkeren Umfang produziert. Dafür wurde eigens ein extra Quartier angelegt, in dem die Jungbäume bis zu acht Jahren stehen bleiben. Die Planungslage bleibt schwierig: „Wir hoffen, dass die Nachfrage nach stärkerem Obst auch noch anhält, wenn diese verkaufsfertig sind.“

In den vergangenen Jahren habe es sich immer mehr gezeigt, dass manch alteingesessene Baumart mit den steigenden Temperaturen, geringerem Niederschlag und Extremwetterereignissen immer mehr zu kämpfen hat. An deren Stelle könnten robustere Arten, sogenannte Klimabäume, treten. „Grundsätzlich eine gute Sache und doch ist nicht alles zu adaptieren. Es sollte angebaut werden, was tatsächlich funktioniert“, gibt Geschäftsführerin Friebe zu bedenken: „Einheimische Bäume sind oft nah dran am Klimabaum, werden aufgrund des fehlenden Zertifikats dann doch nicht gepflanzt. Entscheidend ist hier die gute Beratung.“ Reagieren auf Kundenwünsche ist das eine. Anpassen an strukturelle und äußere Bedingungen des Marktes das andere. Katharina Friebe und ihr Team verstehen sich als Handwerker: „Der Beruf des Baumschulgärtners ist ein Handwerksberuf, der einhergeht mit zum Teil körperlich schwerer Arbeit, oft im Außenbereich und natürlich bei jedem Wetter. Zirka 80 Prozent der Arbeiten sind Handarbeit natürlich mit maschineller Unterstützung. Jedoch sollte die Wertschätzung für die Arbeit auch ankommen.“

 

Das Hauptgeschäft in der Baumschule Freiberg läuft von Frühjahr bis Herbst. Trotzdem herrscht im Winterhalbjahr geschäftiges Treiben. Veredeln, Ein- und Umtopfen, Warten der Technik: „Bei uns muss niemand in Teilzeit oder gänzlich nach Hause geschickt werden.“ Auch das ist Katharina Friebes Rezept für Mitarbeiterbindung. Um den Fachkräftemangel zu begegnen, werden derzeit vier Lehrlinge ausgebildet: „Es geht doch um positive Motivation und ich möchte gute Fachwerker behalten.“ Das Team ist die starke Basis, von der aus Herausforderungen der Zeit gemeistert werden.

Die großen Herausforderungen sind derzeit steigende Kosten für Erden, Verpackung, Pflanzenschutz und Dünger. Auch die Beschaffung von Ausgangsmaterial, wie Reiser oder Unterlagen sei beschwerlich geworden. Entweder, weil nicht genügend am Markt vorhanden ist oder Zulieferbetriebe altersbedingt wegfallen. Schließlich spiele auch die trockene Witterung eine immer größere Rolle: „Die Pflanzen wachsen schlechter. Im vergangenen Jahr konnten wir beispielsweise keine Birnenhochstämme anbieten, weil sie einfach nicht gewachsen sind.“ Für den erhöhten Wasserbedarf nutzt die Baumschule Freiberg zwei wasserspeichernde Becken. Seit 2018 ist ein erhöhter Bedarf an Wasser zu verzeichnen. Gegenstrategien? Anpassung, innovative Ideen, den Rundumblick behalten plus Recherchen zur Fördermittellage und der realen Einschätzung „was macht für uns Sinn“, so Friebe nachdenklich: „Wir müssen neue Ideen entwickeln - nicht nur in der eigenen Branche.“

Mit dem Blick über den Tellerrand und Netzwerken ist man auf dem richtigen Weg. Auch deswegen war die zweimalige Teilnahme an der Veranstaltung „Ländliches Bauen“ der Nestbau-Zentrale Mittelsachsen im ehemaligen Bahnhof Halsbrücke eine gelungene Sache. „Das war ein Heimspiel für uns. Tolles Ambiente in der Verknüpfung mit dem LEADER Objekt Brauhaus und wir gestalteten dort die Außenanlagen. Es ist uns leichtgefallen, teilzunehmen. Wir wussten im Vorfeld, das passt.“ Außerdem waren Katharina Friebe und ihre Kollegin vom Ergebnis der beiden Nestbau-Messen positiv überrascht: „Wir haben uns nicht gelangweilt. Die Kunden kamen mit großem Interesse und zahlreichen Fachfragen zu uns. Einige haben wir wieder gesehen - bei unseren Angeboten zum Obstbaumschnitt.“

 

Text & Bilder: M&M | Maikirschen & Marketing sowie Baumschule Freiberg