Von Indien nach Hennersdorf

Durch die Kontakte der Nestbau-Zentrale gelang die erfolgreiche Integration von Rohiit Priyadarshan Muralidharan in das Unternehmen der Rosskopf + Partner AG im mittelsächsischen Hennersdorf.

Das Unternehmen beschäftigt an den beiden Standorten in Sachsen und Thüringen mittlerweile elf Kollegen, die aus sieben unterschiedlichen Ländern stammen.

Im Interview mit der Nestbau-Koordinatorin Helen Bauer erzählt Rohiit von seinem Weg von Indien in die neue Heimat und gibt wertvolle Tipps für Zuziehende aus dem Ausland. Der Werksleiter von Rosskopf + Partner, Sebastian Köhler, berichtet von den Hürden und Lösungswegen im Integrationsprozess.

Das Team von der Rosskopf+Partner AG und Nestbau-Koordinatorin Helen Bauer
Nestbau-Koordinatorin Helen Bauer mit dem Team von Rosskopf + Partner
v.l.n.r.: Sebastian Köhler (Werksleiter), Rohiit Priyadarshan Muralidharan (Konstrukteur), Helen Bauer (Nestbau-Zentrale), Evelyn Hofmann (Personalwesen)

"Es fühlt sich nach Heimat an"

Warum Rohiit Priyadarshan Muralidharan nach Deutschland kam und wie er sich erfolgreich integrierte, erzählt er der Nestbau-Zentrale.

Rohiit, wer sind Sie und woher kommen Sie?

Ich bin 27 Jahre alt und komme aus einer Metropole in Südindien. Chennai ist eine großartige Stadt mit dem zweitlängsten Strand der Welt. Schon als Kind träumte ich davon, Maschinenbauingenieur zu werden. In meiner Heimat studierte ich deshalb Maschinenbau.

Warum haben Sie sich für ein Leben in Deutschland entschieden?

Ich wollte nach meinem Bachelor den Master anschließen und dabei gern Erfahrungen im Ausland sammeln. Mein Vater war überzeugt, dass das beste Studium in Deutschland möglich wäre. An der Technischen Universität in Chemnitz konnte ich das verwirklichen. So kam ich nach Sachsen und hatte für die Zeit des Studiums einen Aufenthaltstitel. Dann stieß ich auf Rosskopf + Partner aufgrund der offenen Stelle als Konstrukteur.

Wie nahm Sie das Unternehmen auf?

Für eine Festanstellung brauchte ich einen neuen Aufenthaltstitel als Fachkraft. Für den Integrationsprozess war ich deshalb im engen Austausch mit Evelyn Hofmann, der Leiterin des Personalwesens. Ich wurde vor allem im Hinblick auf die Formalien und notwendigen Dokumente tatkräftig unterstützt. Im Unternehmen arbeiten bereits seit vielen Jahren Mitarbeiter mit verschiedenen Nationalitäten. Deswegen fühlte ich mich von Anfang an wohl.

Können Sie aus eigener Erfahrung Ratschläge im Hinblick auf die Integration in ein Unternehmen weitergeben?

Wichtig ist, die Sprachkenntnisse zu entwickeln. Schon bevor ich nach Deutschland kam, habe ich mein Deutsch auf die Stufe A1 gebracht. So fand ich mich nach meiner Ankunft besser zurecht. Daran sollte kontinuierlich weiter gearbeitet werden. Das habe ich auch getan und stehe heute auf dem Niveau B1.

Was ist aus Ihrer Sicht weiterhin nützlich für ein erfolgreiches Ankommen?

Aus meiner Sicht als damaliger Student: Für ein Studienvisum in ganz Deutschland, nicht nur für eine Universität, ist ein Sperrkonto bei einer deutschen Bank erforderlich. Das muss ein gewisses Guthaben aufweisen und wird erst ein bis zwei Wochen nach der Ankunft freigeschalten. An Bargeld oder eine Debitkarte sollte man deshalb denken. Wenn man einen Führerschein im Heimatland erworben hat, sollte man das Original mitbringen. Denn wenn man einen deutschen Führerschein bekommen möchte, kann man seinen bisherigen hier einreichen und so einige Zeit und Kosten während des Prozesses sparen.

Was mögen Sie an Ihrer neuen Heimat?

Ich wohne aktuell in Chemnitz und pendle den kurzen Weg zur Arbeit nach Hennersdorf mit dem Zug, der direkt vor dem Unternehmen stoppt. Das ist wirklich ideal und eines der Gründe, warum ich das Transportsystem hier recht gut finde. Ich mag die vielfältige Natur im Landkreis und gehe sehr gern wandern mit meinen Freunden.

"ROHIIT IST EINE GROßE BEREICHERUNG FÜR DAS UNTERNEHMEN"

Über die Hürden und Lösungswege bis zur erfolgreichen Einstellung spricht Sebastian Köhler als Werksleiter bei Rosskopf + Partner im Interview.

Herr Köhler, wie haben Sie zu Rohiit gefunden?

Wir sind sehr aktiv auf LinkedIn als Plattform für berufliche Kontakte. Darüber schreiben wir auch offene Stellen aus und Rohiit bewarb sich auf diesem Weg als Konstrukteur bei uns. Da wir dringend nach Fachkräften suchten, vereinbarten wir zeitnah die Termine zum Kennenlernen  - und waren von Anfang an überzeugt von ihm.

War ein Kennenlernen vor Ort möglich?

Es gab nach einem Videotermin ein persönliches Vorstellungsgespräch in Hennersdorf. Rohiit befand sich zu der Zeit noch im Studium in Chemnitz. Nach einem Probearbeitstag wurde er als Praktikant eingestellt. Wir waren uns sicher, dass seine Qualifikationen und er als Mensch optimal zu unserem Unternehmen passen würde.

Welche Schwierigkeiten gab es?

Nach unserer Eigenrecherche benötigte Rohiit eine Blue Card. Dieser Aufenthaltstitel für Hochschulabsolventen setzt jedoch Grundlagen voraus, die übergreifend ohne regionale Differenzierung für eine Tätigkeit festgelegt werden. Die Stimmung war im Keller, da diese hohen Anforderungen für uns nicht umsetzbar waren und wir mussten Rohiit einen Aufhebungsvertrag aushändigen.

Wie konnte Ihnen die Nestbau-Zentrale weiterhelfen?

Wir gaben noch nicht auf und suchten den Kontakt zur Wirtschaftsförderung. Die dort etablierte Nestbau-Zentrale gab uns den entscheidenden Draht zu der Stelle, die uns als Unternehmen zur Einstellung der ausländischen Fachkraft an die Hand nahm und uns durch den "Integrations-Dschungel" lotste.

Es bestand also wieder Hoffnung. Wie gingen Sie vor?

Frau Pfeifer vom Fachinformationszentrum Zuwanderung in Chemnitz klärte uns auf. Damit ausländische Fachkräfte hier arbeiten können, muss ein ortsübliches Gehalt bezahlt werden. Die Blue Card ist lediglich eine Kann-Option. Schritt für Schritt erklärte sie uns, was zu tun war und half uns bei allen notwendigen Dokumenten. Wir sind sehr dankbar für diese enorme Unterstützung.

Was schätzen Sie an Rohiit?

Er ist zuvorkommend, gewissenhaft und denkt themenübergreifend mit. Im Team integrierte er sich schnell und bringt einen weiteren Vorteil in das Unternehmen: Sprachtandems entstehen, weil teils Deutsch und teils Englisch gesprochen wird. Davon profitiert das gesamte Kollegium.


Drei wichtige Schritte zur Einstellung einer ausländischen Fachkraft:

1. Anerkennung der Ausbildung & Abschlüsse, wenn diese im Ausland erworben wurden

2. Erstellen eines Arbeitsplatzangebotes & der Erklärung zum Beschäftigungsverhältnis

3. Einreichen erforderlicher Dokumente bei der Ausländerbehörde

Text und Bilder: Helen Bauer