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Schon als Kind schlug das Herz von Christine Winkler-Dudczig für das Leben und Produzieren auf dem Land. Ihr Vater bot ihr und den zwei Schwestern auf dem familiären Vierseitenhof in Königshain-Wiederau dabei besonders für handwerkliche Ideen viel Spielraum und unterstützte sie bei der Umsetzung. Als Jugendliche trieb sie die Frage um, wie das große Grundstück und die damals noch verpachteten angrenzenden Ländereien nutzbar wären: „Auf dem Land muss was passieren, was zum Hof gehört“, war sie sich sicher.
Für die Ausbildung, das Studium und Austauschprogramme verließ sie ihre Heimat und zog dabei insgesamt 13 Mal um. Zunächst nach Nordrhein-Westfalen an den Niederrhein, später in die Niederlande und nach Dresden. Während der Zeit in Dresden studierte sie auch an der Hochschule in Mittweida Soziale Arbeit, an der ebenfalls ihr Mann Manuel immatrikuliert war.
Nach zwei Jahren Beziehung und durch Auslandsaufenthalte gerade einmal 21 direkten Treffen haben sie geheiratet. In den folgenden Jahren kamen ihre Tochter Sophia und ihr Sohn Claudius hinzu. In ihrer gemeinsamen Dresdner Wohnung schmiedete sie schließlich ihren Plan und fasste dabei den Anbau von echtem Lavendel ins Auge. Im Unterschied zu allgemeinem Lavendel, auch Lavandin genannt, sind die Heilkräfte und Duftnoten des „Lavandula angustifolia“ wesentlich ausgeprägter. So zog sie auf der Fensterbank an die Region angepasste echte Lavendelpflanzen in Tetra-Paks heran.
Der Gedanke an die Rückkehr in den Heimatort von ihrer Familie war während der Zeit außerhalb Mittelsachsens immer im Hinterkopf, doch wollte die junge Familie erst das nötige Geld dafür aufbringen können. Aus familiären Gründen kam der Impuls zurückzukehren dann doch eher als geplant. „Wir sind dann letzten Endes ins kalte Wasser gesprungen“, erinnert sich die energische Mittelsächsin. Glücklicherweise stand zu diesem Zeitpunkt direkt neben dem Hof ein Haus zur Miete frei, das sie seither bewohnen. Von nun an konnte sie mehr Zeit mit ihren Eltern verbringen und sie unterstützen. Die Kinder hatten mehr Freiraum, ihre Eltern konnten die Kinderbetreuung hin und wieder übernehmen.
Mit dem Umzug in die neue alte Heimat reifte gleichzeitig die Idee zum großflächigen Anbau von Lavendel und so legte sie auf dem Grundstück des Hofes ihrer Familie ein Versuchsfeld an. Mit ihren ersten Produkten, wie Duftkissen und Lavendelbündel, konnte sie bald an den ersten Märkten teilnehmen. Doch schon bald wurde die Erweiterung ihres Portfolios möglich: mit dem Gewinn des eku-Zukunftspreises 2020 und des damit verbundenen Preisgeldes schaffte sie sich eine Destille an.
Nach Seminaren zum Destillieren und den gewonnenen Kenntnissen kamen Lavendelöl und Hydrolat, auch Lavendelwasser genannt, hinzu. Das Lavendelfeld vergrößerte die Familie und gründete einen eigenen Betrieb. Nun musste ein passender Marktstand her. Da ihr Vater - wie in ihrer Kindheit auch - für handwerkliche Ideen offen war, baute er mit ihr gemeinsam in der Scheune des familiären Hofes aus alten Wagenrädern, Türen und einem Baugerüst einen sehr besonderen Verkaufsstand. Ihr Mann und ihre Kinder halfen dabei ihre Vision umzusetzen und unterstützten sie bei der Verarbeitung des Lavendels und bei der Vor- und Nachbereitung der Märkte. Auch bei der Gestaltung des Logos für ihr Label „Lavendel Charlotte“ waren alle beteiligt.
Im Heimatdorf kann sich die ganze Familie kreativ ausleben. Und so stehen immer neue Projekte bei Familie Winkler-Dudczig an. Nach dem ersten sehr erfolgreichen Lavendelblütenfest im Jahr 2021 läuft aktuell die Baugenehmigung für einen Verkaufsraum in Form eines umgerüsteten und neu verkleideten Seecontainers. Hier können Lavendel-Produkte erworben und eine Tasse Kaffee genossen werden. Zusätzlich soll der nachhaltig geschaffene Raum als Co-Working Space zur Verfügung stehen.
Das Herz der ehrgeizigen Visionärin schlägt für das Landleben: „Wenn ich drei Tage nicht zu Hause bin, vermisse ich meine Heimat“. Die Dorfgemeinschaft ist ihr wichtig. Gleich zu Beginn ihrer Rückkehr brachte sie sich darin ein und organisierte beispielsweise einen gut besuchten Koffermarkt, zu dem jeder Teilnehmer seine selbstgemachten Produkte und Lebensmittel verkaufen konnte. „Ich sehe immer das Wir“, unterstreicht sie dabei.
Der Alltag und ihr Familienleben sind dabei nicht normal. Neue und wachsende Projekte, Konferenzen, Netzwerkarbeit und die aktuelle Tätigkeit an der Hochschule Mittweida als Referentin für Gleichstellung nehmen viel Raum ein. Dennoch verbringt sie ihre Zeit am allerliebsten in der Scheune des Vierseitenhofes. Die soll perspektivisch mit Naturbaustoffen als Wohnraum für die Familie ausgebaut werden. Heute hat sie darin ihre Werkstatt und ihre Destille eingerichtet. Für sie hat der Ort auch eine besondere Bedeutung: „Nachdem mein Vater verstorben war, fühle ich mich mit ihm hier sehr verbunden.“
Über das Bauprojekt in der Scheune kam sie zur Nestbau-Zentrale: „Ich beschäftige mich intensiv mit den Projekten, die durch die Nestbau-Zentrale etabliert wurden“. Besonders das Kernthema „Ländliches Bauen“ und die unterschiedlichen Fördermöglichkeiten interessieren sie.
"Entwickelt eigene Visionen, vernetzt euch und bewahrt immer euren Kampfgeist. Denn aus den Steinen, die uns Menschen in den Weg gelegt werden, können wir Straßen bauen."
Text: Helen Bauer, Bilder: Miriam Uhlig