Naturbaustoffe Schreiter & Kroll

Gute Fachberatung nicht dem Internet überlassen - Unternehmer Ronny Kroll setzt auf Naturbaustoffe und traditionelle Wissensvermittlung

„Ich habe mich schon früh für Gebäude interessiert und für Baustoffe, die ich als gut empfinde“, sagt Ronny Kroll. Der studierte Wirtschaftsingenieur führt die Schreiter & Kroll GmbH in Waldheim und betont: „Im Prinzip verbauen wir unser gutes Gewissen. Ich handle nicht, um des Verkaufens Willen - ich möchte Produkte anbieten, mit denen unsere Kunden über Jahre zufrieden sind und uns auch deswegen weiterempfehlen.“ Der Familienbetrieb mit aktuell sieben Mitarbeitern und mehr als 25 Jahren Erfahrung und Fachwissen in den Bereichen Naturbaustoffe, Schimmelsanierung und Mauerentfeuchtung sowie Feuchtigkeitsmesstechnik steht für Tradition und setzt zeitgleich Zeichen für die Zukunft. Nachhaltiges Bauen und ökologische Baustoffe spielen dabei eine immer gewichtigere Rolle. Ein Baustoff mit besonders großem Potenzial ist Lehm. Er hält nun auch Einzug in den Bereich Naturbaustoffe bei Schreiter & Kroll: ab diesem Jahr werden am Standort Waldheim auch Lehmziegel und Stampflehm Miscanthus aus regionalem Vorkommen in Handarbeit in kleinen Mengen produziert.

Die Basis der Arbeit bei Schreiter & Kroll fußt auf ressourcenschonenden Umgang und Nachhaltigkeit. Kunden des Waldheimer Unternehmens erhalten neben ausgewählten Handelsmarken auch selbst entwickelte beziehungsweise langjährig getestete Produkte. Ronny Kroll unterstreicht: „Wir verwenden und verkaufen nur Produkte von deren Qualität und Langlebigkeit wir vollkommen überzeugt sind.“ Statt Mainstream geht es um „Nischenprodukte“. Die generieren entsprechende Interessenten. „Es braucht Kunden mit einem neuen Denken und einem gewissen Rückgrat. Abnehmer unserer Produkte, Verbraucher und Handwerker müssen bereit sein, die gesunden ökologischen Baustoffe auch zu verarbeiten“, so der Wunsch des Geschäftsführers. Bedauerlicherweise beobachtet der Baustoffprofi auch anderes: „Der Trend geht teilweise in eine andere Richtung. Oftmals erlangen Einsatzmöglichkeiten und Verarbeitungszeitraum den Vorzug vor der Gesundheit. Manch ein Baustoff scheitert schließlich bei der detaillierten Prüfung. Auf der Verpackung steht ökologisch drauf und herkömmlich ist drin. Etabliert ist: gesund, ökologisch, biologisch. Aber hinterfragt jemand den Inhalt tatsächlich? Ich denke, es braucht mehr Verständnis dafür, was ökologische Baustoffe wirklich sind.“

Wertschätzung für Handwerk und Tradition

Ronny Krolls Meinung nach bestehe ein teilweise oberflächliches Bewusstsein. Der Wunsch, ökologisch zu sanieren, sei sicher gut gemeint und doch oft schlecht umgesetzt. Im Internet sei an Informationen und Tipps quasi alles abrufbar, aber ist es auch richtig vermittelt? Die Gegenstrategie des Unternehmers: „Bei uns tauchen Kunden auf, die wissen wollen, was sie falsch gemacht haben. Wir empfehlen dann nicht nur das geeignete Material, sondern beraten auch nach bestem Gewissen. Es wären schlechte Vorzeichen, überließen wir die gute Fachberatung dem Internet.“  Im Zusammenhang mit dem empfundenen Mangel an Fach- und Sachkenntnis fragt Ronny Kroll auch nach dem Bewahren von Tradition und traditionellem Handwerk. Wer könne heute noch klassischen Kalkputz anmischen und ordnungsgemäß an die Wand bringen? Er habe den Eindruck, das gesunde Verhältnis von Kompetenz, Fachwissen und Handwerkskunst schwinde. Immer weniger gute Fachkräfte kommen nach, nimmt Ronny Kroll in jüngster Zeit wahr. Geschwindigkeit, Druck und Konkurrenz auf der einen Seite – auf der anderen: Verantwortung.  „Dort setzen wir an: Bei Menschen, die es noch vermögen und ganz bewusst Wert darauflegen, ökologisch zu sanieren.“

Gemeinsam Gegenstrategien entwickeln: Zu den Herausforderungen der vergangenen Jahre kommt aktuell eine besondere auf Ronny Kroll und seine Mitarbeiter zu: die gestiegenen Energiepreise und die Kaufzurückhaltung der Kunden. „Produkte, wie Baumaterialien im mineralischen Bereich oder zementgebundene Materialien sind sehr energieintensiv in der Herstellung. Das wirkt sich auch auf Preise und Kalkulierbarkeit aus.“ Doch meisterte der Geschäftsmann schon andere Hürden. Die Situation der vergangenen fast drei Jahre zwang zum Handeln. Es musste etwas passieren - andere Kommunikation und andere Lösungen: „Die Mannschaft kam zusammen und ich fragte: Welche Ansätze habt ihr? Was können, was sollen wir tun? Entweder wir gehen unter oder wir meistern die Krise. Wenn, dann schaffen wir das gemeinsam oder nicht.“ Herausgekommen sind flachere Hierarchien mit einem Team, dessen Geschäftsführer ein Teil vom Ganzen ist und so auch wahrgenommen wird. Revolutioniert habe er das Unternehmen damit zwar nicht, resümiert Kroll, aber neu aufgestellt, mit einem anderen Bewusstsein aller, auf Augenhöhe. Neue Wege wurden nicht gescheut: Den Online-Shop, bereits vor den Krisenjahren installiert, passte man an, als die Leute verstärkt bestellten, Zeit hatten. „Den Handwerkern ging es recht gut. Es wurden natürlich nicht nur unsere Produkte erworben, aber eine Art Aufschwung war zu erleben“, so Ronny Krolls Fazit. Auch in die Weiterentwicklung der Technik investierte er. Das Anpassen der eigenen Technik zur Mauerentfeuchtung und die Produktion innerhalb Sachsen trugen dazu bei, die Regionalität zu stärken und weiter „positiv in die Zukunft zu blicken“.

Als man sich der Krisensituation gestellt hatte und gewachsen fühlte, platzte die nächste Bombe, so Kroll: „Die Energiepreise stiegen sprunghaft. Die Menschen agieren jetzt sehr zurückhaltend. Das Geld sitzt nicht mehr so locker.“ Besonders beim Kalk, als ein in Gasbrandanlagen energieintensiv hergestelltes Produkt, schaffe dies Probleme. Lieferschwierigkeiten und Preiserhöhungen verursachten enorme Auswirkungen. Sie sorgen schließlich für Schwierigkeiten bei der Kalkulation. Ein Abschwächen der Situation sei nur durch ein breiteres Aufstellen und mehrere Lieferanten möglich. Der Waldheimer Unternehmer sieht zudem die Politik in der Pflicht: politische Anreize für regulative Marktpreise, festgelegte Kriterien zum ökologischen Fußabdruck und Lobby unabhängige Bewertungen. Im Fokus sollten der Erhalt ländlicher Baustrukturen stehen und die Förderung einer gesunden Abrisskultur, so die Überlegungen.

Vernetzung, Wertschätzung und Motivation

Grundsätzlich sei es von Vorteil, sich mit Fachleuten und weiteren Firmen zu vernetzen. Eine solche Vernetzung findet unter anderem bei der Messe „Ländliches Bauen“ statt: Unternehmer zweier Gewerke lernen sich kennen und arbeiten möglicherweise perspektivisch zusammen. Ronny Kroll schätzt die überschaubare, regionale Baumesse: „Die Erfolge gegenüber großen Ausstellungen sind messbar. Das Publikum zeigt sich sehr viel spezieller und interessierter; stark aufs Thema fokussiert. Letztlich ergeben die direkten Gespräche und die sinnvolle Beratung auch Verkäufe. Die Erfolgsquote ist wesentlich höher. Unser vergleichbar kleineres Unternehmen bleibt im Kopf.“ So ordnet Ronny Kroll sein Unternehmen ganz klar dem Bauen auf dem Land zu: „Unser Angebot dient dem Erhalt der Bausubstanz. Wir bieten Sanierungshilfe und Beratung. Dabei geht es nicht vorrangig um den Verkauf von Material - unser Wissen dürfen andere wertvoll einsetzen. Wir möchten Impulse zur regelgerechten Nutzung und geeigneter Planung geben. Die Frage ist doch, was gibt die Immobilie noch her und was braucht sie? Wie kann man vorgehen und behält die Kosten im Blick?“

Für die aktuellen Herausforderungen und Schwierigkeiten, die sich im Arbeitsalltag eröffnen, hat Ronny Kroll Tipps, um die Motivation aufrecht zu halten: „Nicht in Lethargie verfallen. Nicht nur passiver Zuschauer der Entwicklung sein, sondern aktiv mitgestalten.“ Gespräche führen, netzwerken, andere Sichtweisen erfahren, Verantwortung auf viele Schultern verteilen, immer aber „das strategische Denken im Fokus behalten“. Einen Rat an andere Unternehmer gibt der Waldheimer abschließend noch mit: „Wenn man mal wieder eine schlaflose Nacht hatte, die Themen – vielleicht auch im Team – ansprechen, Unterstützer suchen und Beratungsängste abgeben. In letzter Konsequenz: sollte ein neu etablierter Bereich nicht mehr funktionieren, diese Tür schließen. Und lieber eine neue aufmachen. Wenn man das verinnerlicht hat, wird es vielleicht leichter.“
 

Text & Bilder: M&M | Maikirschen & Marketing